Schwerhörigkeit und Demenz

Schwerhörigkeit und Demenz
15 Min.
Erscheinungsdatum: 3. September 2024
Datum der letzten Überarbeitung: 19. September 2025
Unbehandelter Hörverlust kann das Risiko für Demenz im Alter erhöhen.1, 2 Ob Hörgeräte dieses Risiko verringern, war lange Zeit unklar. Zwar zeigten frühere Studien positive Effekte, das Gesamtbild war aber widersprüchlich.3 Neuere Untersuchungen4, 5, 14 belegen nun: Wenn ältere Menschen ihre Hörprobleme behandeln lassen, wirkt sich das positiv auf die geistige Gesundheit aus. Das heißt: Wer Hörverlust frühzeitig erkennt und behandelt, tut viel für ein gesundes Altern.
Überblick:
Das Wichtigste auf einen Blick:
- Unbehandelter Hörverlust ist einer der größten beeinflussbaren Risikofaktoren für Demenz – er trägt schätzungsweise etwa 8 % zum Gesamtrisiko bei.
- Studien wie ACHIEVE und ENHANCE zeigen: Das Tragen eines Hörgerätes verlangsamt bei älteren Menschen mit Hörverlust den kognitiven Abbau über Jahre hinweg spürbar.
- Eine frühzeitige Erkennung und Versorgung von Schwerhörigkeit kann wesentlich dazu beitragen, das Gehirn zu entlasten, geistig fit zu bleiben und Lebensqualität zu erhalten.
- So erkennen Sie Schwerhörigkeit rechtzeitig: Warnsignale sind z. B. erhöhte Lautstärke von TV/Radio, Verständnisprobleme bei Gesprächen, Zurückziehen aus dem sozialen Leben.
- Was Sie selbst tun können: Regelmäßige Hör-Checks, soziale und geistige Aktivität, gesunde Lebensweise und gegebenenfalls der Einsatz von Hörgeräten.

Wie hängen Hörverlust und geistige Fitness zusammen?
Unsere Ohren sind für die Wahrnehmung von Geräuschen verantwortlich, während unser Gehirn die Geräusche verarbeitet und ihnen somit einen Sinn gibt.7, 8 Das Hören von Geräuschen und die Verarbeitung von Sprache halten unser Gehirn aktiv.
Viele Menschen unterschätzen die Auswirkungen von Hörverlust und betrachten ihn lediglich als ein Problem des Gehörs. Aber: Schwierigkeiten beim Hören belasten das Gehirn, da es hart arbeiten muss, um unvollständige Informationen zu verstehen. Mit der Zeit kann diese zusätzliche Anstrengung zu Müdigkeit und Stress führen, was sich negativ auf die allgemeine geistige Gesundheit auswirkt.10

Gesundes Altern und Demenz
Kognition oder geistige Fitness beschreibt die Fähigkeit von uns Menschen, zu denken und Dinge wahrzunehmen. Mit zunehmendem Alter kann diese Gehirnleistung abnehmen – das ist ein ganz natürlicher Prozess. In gewissen Fällen ist die Abnahme der Gehirnleistung jedoch nicht durch den natürlichen Alterungsprozess erklärbar und ist womöglich Zeichen einer Demenzerkrankung. Unter Demenz versteht man ein Spektrum von Erkrankungen des Gehirns, die alle mit kognitiven Beeinträchtigungen einhergehen, sich jedoch hinsichtlich Ursache, Verlauf und Prognose stark unterscheiden können. Die wohl bekannteste und häufigste Form von Demenz ist Morbus Alzheimer.

Im Gegensatz zum normalen Alterungsprozess treten kognitive Veränderungen bei Demenz schneller und in größerem Maße auf, zudem beeinträchtigen sie Urteilsvermögen und Alltagskompetenzen. Demenz ist mehr als nur eine Gedächtnisstörung, sie beinhaltet eine Beeinträchtigung mehrerer höherer kognitiver Funktionen wie Gedächtnis, Sprache, Aufmerksamkeit, die Fähigkeit Probleme zu lösen und führt zu einem allmählichen Defizit, alltägliche Aufgaben auszuführen. Die kognitiven Probleme gelten als dauerhaft und irreversibel.6
Sowohl Hörverlust als auch Demenz hängen mit dem Alter zusammen. Derzeit sind 65 % der Menschen über 60 Jahren von Hörverlust betroffen.9 Aktuell leben weltweit 55 Millionen Menschen mit Demenz, der überwiegende Teil ist 65 Jahre oder älter.6 Unter den verschiedenen bekannten Risikofaktoren für Demenz, darunter Alter, Genetik, Bluthochdruck und Diabetes Typ 2, wurde Hörverlust als der größte beeinflussbare Risikofaktor identifiziert,12 der 8 % zum Gesamtrisiko im Laufe des Lebens eine Demenz zu entwickeln beiträgt.4
Beim guten Hören und Verstehen geht es um so viel mehr als nur um Ihr Gehör. Es kann einen direkten Einfluss auf Ihre kognitive Gesundheit und Ihr Wohlbefinden haben.11 Oft ziehen sich Menschen, die schlecht hören, immer mehr aus ihrem Sozialleben zurück. Durch den daraus resultierenden Mangel an Reizen, kann die Leistung des Gehirns abnehmen und es wird möglicherweise nicht mehr genug gefordert.
Das Potenzial einer Hörgeräteversorgung
Eine gute Nachricht kommt nun aus aktuellen Studien, die jeweils eine Gruppe Schwerhöriger MIT Hörversorgung mit einer Gruppe Schwerhöriger OHNE Hörversorgung über einen Zeitraum von 3 Jahre beobachtet haben. In der Studie „ACHIEVE“ der John-Hopkins-University (USA) hat sich gezeigt, dass das Tragen von Hörgeräten den Verlust des Denk- und Gedächtnisvermögens bei älteren Erwachsenen, die bereits ein erhöhtes Demenzrisiko aufweisen, über einen Zeitraum von drei Jahren um 48 % verlangsamen kann.4
Die Forscherinnen und Forscher der University of Melbourne haben in ihrer Studie „ENHANCE“ herausgefunden, dass die kognitiven Fähigkeiten in der Gruppe mit Hörgeräten über drei Jahre stabil geblieben sind, wohingegen die Gruppe ohne Hörgeräte in ihren kognitiven Funktionen abbaute.
Angesichts dieser jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnisse bietet die Früherkennung und Behandlung von Hörverlust ein noch größeres Potenzial, zum allgemeinen Wohlbefinden und einem gesunden Altern beizutragen. Eine neue US-Studie14 aus dem Jahr 2025 mit 3.000 Teilnehmer:innen mit Hörverlust zeigt beachtenswerte Ergebnisse: Alle waren zu Beginn nicht an Demenz erkrankt und wurden über einen Zeitraum von 20 Jahren lang begleitet. Jene, die ein Hörgerät trugen, hatten ein um 61 Prozent geringeres Risiko, an Demenz zu erkranken. Personen unter 70 Jahren, die nicht unter einem Hörverlust litten, hatten gegenüber der Vergleichsgruppe ein 29 Prozent geringeres Demenzrisiko.
Eine regelmäßige Hörvorsorge ist daher sehr zu empfehlen. So kann eine Schwerhörigkeit früh erkannt und versorgt werden, um das gesunde Altern zu unterstützen.4 Betroffene sollten daher bei den ersten Symptomen eines beginnenden Hörverlusts ihr Gehör messen lassen – das ist bei Ihrem HNO-Arzt oder Ihrer HNO-Ärztin aber auch in einem Hansaton Fachgeschäft in Ihrer Nähe kostenlos und unverbindlich möglich. Wurde ein Hörverlust diagnostiziert, kann die Hörminderung durch das Tragen eines Hörgerätes im Regelfall gut kompensiert werden. Hörgeräte helfen dabei, Gesprächen wieder besser folgen zu können, Naturklänge wieder besser zu hören oder wichtige Signale z.B. im Straßenverkehr wieder besser wahrzunehmen. Mit einem Hörgerät nehmen Betroffene wieder aktiver am Leben teil.
Fazit der aktuellen Forschung
Gutes Hören kann die geistige Fitness im Alter unterstützen. Es verbessert die Lebensqualität und eine frühzeitige Erkennung und Versorgung einer Schwerhörigkeit ist empfohlen.(5) Zudem können Hörgeräte bei einem diagnostizierten Hörverlust das Demenzrisiko um bis zu 61 % senken. Hier nennen Forscher drei Hauptgründe: Sie verhindern soziale Isolation, da Betroffene aktiver und eingebundener bleiben. Außerdem reduzieren sie die kognitive Belastung, die durch ständiges angestrengtes Zuhören entsteht. Schließlich fördern sie eine bessere Reizverarbeitung im Gehirn und können so den Abbau sprach- und gedächtnisrelevanter Bereiche verlangsamen.(14)
Hörmesstermin vereinbaren & Demenzrisiko senken
Schwerhörigkeit erkennen
Hörverlust beginnt meist schleichend, daher erkennen viele Betroffene das Fortschreiten der Krankheit zu spät oder scheuen sich aus Scham vor dem Weg zum HNO-Arzt oder Akustiker. Oftmals sind es die Angehörigen und nicht die Betroffenen selbst, die die Schwerhörigkeit zuerst wahrnehmen.
Habe ich einen Hörverlust?
Lautet Ihre Antwort auf einige der folgenden Fragen "Ja", empfehlen wir zeitnah einen Hörtest durchführen zu lassen oder zunächst einen Online-Hörtest zu machen:
• Drehen Sie die TV- oder Radio-Lautstärke auf, um besser verstehen zu können?
• Ist das Verstehen beim Telefonieren in letzter Zeit anstrengender für Sie geworden?
• Haben Sie das Gefühl, Ihr Gegenüber spricht oft undeutlich und leise?
• Bitten Sie Ihren Gesprächspartner vermehrt, das Gesagte zu wiederholen?
• Empfinden Sie bestimmte Töne als besonders laut und unangenehm?
• Haben Sie Schwierigkeiten, die Quelle/Richtung eines Geräusches zu bestimmen?
• Ziehen Sie sich in letzter Zeit oftmals aus dem sozialen Leben zurück und unternehmen weniger mit anderen?
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Demenz erkennen
Beobachten Sie bei sich oder Ihren Liebsten Veränderungen in der geistigen Fitness, kann es dafür viele Ursachen geben. Das muss erstmal kein Grund zur Besorgnis sein. Trotzdem ist es gut, in diesem Fall eine:n Expert:in zu konsultieren. Hierzu zählen z. B. sogenannte Gedächtniskliniken oder lokale Neurologen. Eine fachliche Einschätzung oder eine Diagnose sollte immer nur von einer Ärztin bzw. einem Arzt vorgenommen werden. Sollten Sie weitere Informationen suchen oder eine erste Beratung wünschen, empfehlen wir Ihnen valide Quellen wie z. B.:
• https://www.sozialministerium.at/Themen/Pflege/Demenz.html
• http://www.alzheimer-gesellschaft.at/informationen/zahlen-statistik/
Gesund altern: Was kann ich selbst tun?
Die gute Nachricht ist: Sie können einiges an Ihren Lebensgewohnheiten ändern, um ein gesundes Altern und Ihr Wohlbefinden zu fördern:13
Schützen Sie Ihre kognitiven Fähigkeiten: Mit zunehmendem Alter wird es noch wichtiger, nicht nur Ihre allgemeine körperliche Gesundheit, sondern auch Ihre Hörgesundheit regelmäßig überprüfen zu lassen. Hörgeräte verbessern nicht nur das Hörvermögen, sondern können auch die kognitive Gesundheit unterstützen und einen wesentlichen Beitrag zu Ihrem allgemeinen Wohlbefinden leisten.(14)
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