Paukenerguss – Symptome, Ursachen & Behandlung

Paukenerguss – Symptome, Ursachen & Behandlung
10 Min.
Erscheinungsdatum: 10. Oktober 2024
Ein Druckgefühl im Ohr, eingeschränktes Hören oder ein seltsames „Plopp“-Geräusch – all das kann auf einen Paukenerguss hinweisen. Die Flüssigkeitsansammlung im Mittelohr ist besonders bei Kindern weit verbreitet, kann aber auch Erwachsene betreffen. Wir erklären in diesem Artikel, was ein Paukenerguss ist, wie er erkannt und womöglich selbst gelindert werden kann. Außerdem zeigen wir, wann ärztliche Hilfe notwendig ist und welche Rolle Hausmittel sowie Paukenröhrchen spielen. Denn unbehandelt kann ein Paukenerguss sogar zu Schwerhörigkeit führen.
Überblick
- Das Wichtigste auf einen Blick
- Flüssigkeit im Mittelohr: Was ist ein Paukenerguss?
- Welche Ursachen hat ein Paukenerguss?
- Was sind die Symptome eines Paukenergusses?
- Wie wird ein Paukenerguss diagnostiziert?
- Wie wird ein Paukenerguss vom Arzt behandelt?
- Was tun: Wie kann man einen Paukenerguss selbst behandeln?
- Kann ich mit einem Paukenerguss fliegen?
Das Wichtigste auf einen Blick:
- Ein Paukenerguss ist die Ansammlung von Flüssigkeit (Sekret) im Mittelohr – meist ohne akute Entzündung.
- Typische Symptome: Hörverlust, Druckgefühl im Ohr, eventuell Fieber.
- Besonders Kinder sind betroffen, aber auch Erwachsene können erkranken.
- Behandlung: umfangreiche Therapiemöglichkeiten von Hausmitteln und Übungen bis zu Paukenröhrchen.
- Frühzeitige Diagnose (z. B. durch eine Tympanometrie) kann Folgeschäden vermeiden.
- Bei Flügen oder Schwimmen mit Paukenerguss ist besondere Vorsicht geboten.

Flüssigkeit im Mittelohr: Was ist ein Paukenerguss?
Ein Paukenerguss, auch als Mittelohrerguss bezeichnet, entsteht durch die Ansammlung von nicht-eitriger Flüssigkeit (meist Schleim oder seröses Sekret) hinter dem Trommelfell im sogenannten Paukenraum. Im Bild ist das der Bereich hinter dem weiß dargestellten Trommelfell in der Mitte des Ohres.
Diese Flüssigkeit behindert die Schallübertragung und kann so eine Hörminderung verursachen. Häufig entwickelt sich ein Paukenerguss als Folge einer Tubenbelüftungsstörung, etwa nach einer Erkältung oder Allergie. Die Flüssigkeit hinter dem Trommelfell verhindert, dass dieses frei schwingen kann, und das Gehör verschlechtert sich temporär.
Arten von Paukenerguss
Ein Paukenerguss kann in unterschiedlichen Verlaufsformen auftreten:
- Akuter Paukenerguss: Tritt häufig nach einer Erkältung oder Mittelohrentzündung auf und klingt oft innerhalb weniger Tage bis Wochen von selbst ab. Erste Anzeichen sind Druckgefühl, leichter Hörverlust und manchmal Ohrenschmerzen.
- Chronischer Paukenerguss: Besteht der Flüssigkeitsstau länger als drei Monate, spricht man von einem chronischen Verlauf. Hier besteht das Risiko dauerhafter Hörminderung oder Schwerhörigkeit. Bei Kindern kann das die Sprachentwicklung beeinträchtigen.
- Rezidivierender Paukenerguss: Wiederkehrende Paukenergüsse treten häufig bei Kindern mit vergrößerten Rachenmandeln oder Allergien auf. Hier erwägt das medizinische Fachpersonal meist eine dauerhafte Therapie wie Paukenröhrchen oder die Entfernung der Polypen.
Wieso sind Mittelohrentzündungen und Paukenergüsse bei Kindern so häufig und ab wann wird das problematisch?
Mittelohrentzündungen und Paukenergüsse sind bei Kindern besonders häufig, weil die Ohren noch nicht voll entwickelt sind. Die Ohrtrompete ist noch sehr klein und kann so leichter verkleben oder verstopfen. Deswegen kommt es bei Kindern häufiger zu Belüftungsstörungen des Mittelohrs und in der Folge zu einem Paukenerguss. Das ist nicht immer problematisch. Grundsätzlich sollten Sie unterscheiden, ob es sich um einen akuten Paukenerguss handelt, der als Begleiterscheinung einer Erkältung auftritt, oder ob Ihr Kind einen chronischen Paukenerguss hat. Ein akuter Paukenerguss heilt häufig von allein ab. Eine schmerzhafte Entzündung sollte jedoch zeitnah behandelt werden, um zu verhindern, dass sie sich weiter ausbreiten kann. In extremen Fällen kann ein unbehandelter entzündlicher Paukenerguss sogar zu einer Gehirnhautentzündung führen. Ein chronischer Paukenerguss besteht über einen längeren Zeitraum und kann die Sprachentwicklung verzögern. Die anhaltenden Hörprobleme machen es für Ihr Kind schwieriger, verschiedene Laute zu verstehen, und es lernt später sprechen.
Welche Ursachen hat ein Paukenerguss?
Ein gestörter Druckausgleich im Ohr führt dazu, dass sich Flüssigkeit ansammelt. Das kann zum Beispiel passieren, wenn die Nase, die Nebenhöhlen und/oder die Eustachische Röhre anschwellen und verstopfen. Auslöser einer so genannten Tubenfunktionsstörung oder auch Belüftungsstörung sind unter anderem:
- Infekte der oberen Atemwege, z. B. Schnupfen, Nebenhöhlenentzündung oder Entzündung des Rachens
- Mittelohrentzündung
- Auch Allergien sind ein Risikofaktor für eine Tubenfunktionsstörung2
- Vergrößerte Rachenmandeln oder physiologische Gegebenheiten (vor allem bei Kindern)
- Flugreisen mit häufigem Druckausgleich oder starken Druckschwankungen
- Schwimmen oder Tauchen ohne Ohrenschutz
- Fehlbildungen, wie Gaumenspalte
- Tumore im Nasen-Rachen-Raum (vor allem bei Erwachsenen)
Auch Trommelfellperforationen – etwa nach einer Mittelohrentzündung, einem Unfall oder starken Druckschwankungen beim Fliegen oder Tauchen – können das Risiko für einen Paukenerguss erhöhen. Durch das Loch im Trommelfell kann Flüssigkeit leichter ins Mittelohr gelangen, was zu wiederkehrenden Entzündungen und langfristig sogar zu Schwerhörigkeit führen kann.
Wieso treten Paukenergüsse so häufig bei Kindern auf?
Paukenergüsse sind bei Kindern besonders häufig, weil die Ohren noch nicht voll entwickelt sind. Sie haben eine anatomisch kürzere und horizontaler verlaufende Ohrtrompete (Tuba auditiva), die leichter verstopfen oder verkleben kann. Zudem sind Infekte häufiger und das Immunsystem ist noch im Aufbau. Besondere Vorsicht ist bei Paukenerguss gegeben, wenn dieser bei Kindern über einen längeren Zeitraum anhält (chronischer Paukenerguss): Dies kann zu Hörproblemen führen, die es für das Kind schwieriger macht, verschiedene Laute zu verstehen und Sprache zu erwerben.

Tipp für Eltern: Anhaltende Hörprobleme oder Sprachentwicklungsverzögerungen bei Kindern sollten ärztlich abgeklärt werden.
Was sind die Symptome eines Paukenergusses?
Ein Paukenerguss kann sich schleichend entwickeln und bleibt daher oft lange unbemerkt. In der Kinderheilkunde ist er sogar die häufigste chronische Erkrankung.1 Typisch ist, dass die Beschwerden zunächst mild beginnen und von Betroffenen häufig mit einem „verstopften Ohr“ abgetan werden. Da sich Flüssigkeit hinter dem Trommelfell sammelt, kommt es allmählich zu einer eingeschränkten Schallübertragung. Das kann von einem leichten Druckgefühl über dumpfes Hören bis hin zu einer vorübergehenden Schwerhörigkeit reichen. Bei Kindern äußert sich der Paukenerguss oft zusätzlich durch Unaufmerksamkeit, undeutliche Sprache oder Verzögerungen in der Sprachentwicklung.
Typische Symptome sind:
- Dumpfes Hörgefühl oder eingeschränkte Hörfähigkeit
- Druckgefühl im Ohr oder Völlegefühl
- Wahrnehmung von verzerrten Geräuschen
- Eigene Stimme klingt „hohl“ oder wie „unter Wasser“
- Bei Kindern: Sprachprobleme, häufiges Nachfragen, verminderte Aufmerksamkeit
- Gelegentlich leichtes Fieber, Schwindel oder Gleichgewichtsstörungen
Die Symptome eines Paukenergusses reichen von dumpfem Hören und Druckgefühl im Ohr bis zu vorübergehender Schwerhörigkeit. Besonders bei Kindern können Sprachentwicklung und Lernverhalten beeinträchtigt werden.
Wie wird ein Paukenerguss diagnostiziert?
Da ein Paukenerguss meist länger unbemerkt bleibt und sich schleichend entwickeln kann, ist eine ärztliche Untersuchung besonders wichtig. Achten Sie auf die Hörgesundheit Ihres Kindes, denn eine frühzeitige Diagnose ist entscheidend, um Folgeschäden wie dauerhafte Schwerhörigkeit oder Verzögerungen in der Sprachentwicklung zu vermeiden. Wenn Sie über einen längeren Zeitraum dumpfes Hören, Druck im Ohr oder wiederkehrende Infekte bei sich selbst bemerken, sollten Sie ebenfalls eine HNO-Ärztin oder einen HNO-Arzt aufsuchen.
Die Diagnose erfolgt durch eine HNO-ärztliche Untersuchung:
- Otoskopie: Das Trommelfell wird mit einem Otoskop untersucht. Eine Flüssigkeitsansammlung zeigt sich häufig durch ein „mattsilbernes“ Trommelfell.
- Tympanometrie: eine spezielle Messung des Mittelohrdrucks, die zeigt, ob das Trommelfell frei schwingt oder möglicherweise durch Sekret blockiert ist.
- Hörtest (Audiometrie): überprüft, ob eine Schallleitungsschwerhörigkeit vorliegt.
- Endoskopie der Nase und Rachenmandeln: ist besonders bei Kindern wichtig, da vergrößerte Rachenmandeln eine häufige Ursache sind.
Eine rechtzeitige Diagnose eines Paukenergusses ist entscheidend, um Folgeschäden wie Schwerhörigkeit oder Sprachentwicklungsstörungen vorzubeugen.
Wie wird ein Paukenerguss vom Arzt bzw. von der Ärztin behandelt?
Die Behandlung hängt davon ab, wie lange der Paukenerguss besteht, wie stark die Symptome sind und ob Kinder oder Erwachsene betroffen sind. Ziel ist es, das Sekret aus dem Mittelohr abfließen zu lassen, die Belüftung wiederherzustellen und das Risiko einer dauerhaften Schwerhörigkeit zu reduzieren.
Schon im Jahr 2006 haben Forscherinnen und Forscher herausgefunden3, dass der Paukenerguss bei Kindern nach durchschnittlich 7,5 Tagen abheilt. Jene mit einseitiger akuter Mittelohrentzündung waren deutlich schneller wieder gesund als Kinder mit beidseitiger akuter Mittelohrentzündung.
Sollte es dennoch zu einer bleibenden Hörminderung kommen, können moderne Hörgeräte dabei helfen, die Hörleistung wieder deutlich zu verbessern und die Lebensqualität zu erhalten.
Paukenerguss-Behandlung mit Medikamenten
In vielen Fällen kann die Ärztin bzw. der Arzt zunächst eine konservative Therapie einleiten. Hierzu zählen:
- Abschwellende Nasensprays (kurzzeitig, maximal sieben Tage) zur besseren Belüftung des Mittelohrs
- Schleimlösende Mittel, die das Abfließen der Flüssigkeit fördern
- Kortisonhaltige Präparate (Nasensprays) bei starken Entzündungen
- Antibiotika nur dann, wenn zusätzlich eine bakterielle Infektion vorliegt
Gerade bei Kindern wird oft zunächst abgewartet, da sich ein akuter Paukenerguss häufig spontan zurückbildet. Bleibt er jedoch bestehen, sind weitere Schritte nötig.
Parazentese und Paukenröhrchen
Wenn Medikamente nicht ausreichen, kann ein kleiner chirurgischer Eingriff sinnvoll sein:
- Parazentese (Trommelfellschnitt): Dabei wird ein winziger Schnitt ins Trommelfell gesetzt, um das Sekret abzusaugen und den Druck zu entlasten.
- Paukenröhrchen: Um erneute Flüssigkeitsansammlungen zu verhindern, setzen Ärztinnen und Ärzte bei wiederkehrenden Paukenergüssen oder chronischen Verläufen oft ein kleines Belüftungsröhrchen ins Trommelfell. Dieses sorgt für dauerhaften Druckausgleich und kann so Schwerhörigkeit vorbeugen.
Das Ohr
Vom Außen- übers Mittel- zum Innenohr
Wasser und Schwimmschutz mit Paukenröhrchen
Wichtig: Wasser im Ohr sollte beim Einsatz eines Paukenröhrchens unbedingt vermieden werden, weil damit das Risiko für Infektionen steigt. Empfehlenswert ist daher maßgefertigter Schwimmschutz, um Infektionen und erneute Flüssigkeitsansammlungen zu verhindern. Er wird nach einer Ohrabformung im Fachgeschäft produziert und kann in der Wunschfarbe bestellt werden.
Wie kann man einen Paukenerguss selbst behandeln?
Leichte Paukenergüsse können manchmal auch mit Hausmitteln und speziellen Übungen unterstützt werden. Dennoch gilt: Bei anhaltenden Beschwerden oder beginnender Schwerhörigkeit sollte immer eine ärztliche Untersuchung erfolgen, um dauerhafte Schäden zu vermeiden.
Wichtig: Studien zeigen4, dass Rauchen das Risiko verdoppelt, eine Tubenfunktionsstörung zu entwickeln. Achten Sie darauf, Ihr Kind bzw. sich selbst vor Zigarettenrauch zu schützen.
Paukenerguss mit Hausmitteln behandeln
Folgende Tipps können helfen, Beschwerden zu lindern:
• Dampfinhalationen mit Kamille, Salbei oder Kochsalz zur Befeuchtung der Schleimhäute
• Wärmeanwendungen wie Zwiebelsäckchen oder Wärmeflaschen aufs betroffene Ohr
• Nasenspülungen mit isotonischer Salzlösung zur Verbesserung der Belüftung
• Viel trinken, um das Sekret zu verflüssigen

Paukenerguss Übungen zur Behandlung
Besonders bei Erwachsenen können Druckausgleichsübungen helfen, weil sie die Ohrtrompete öffnen und so Sekretabfluss ermöglichen. Dadurch lassen Symptome wie Druckgefühl, Hörminderung oder Ohrenschmerzen oft nach:
- Valsalva-Manöver: Nase zuhalten, Lippen schließen und sanft gegen die geschlossene Nase ausatmen. So kann sich die Ohrtrompete öffnen und ein Druckausgleich stattfinden.
- Toynbee-Manöver: Nase zuhalten und dabei kräftig schlucken. Die Bewegung der Rachenmuskulatur unterstützt die Öffnung der Ohrtrompete.
- Kaugummi kauen oder Zuckerl lutschen: Regt den Speichelfluss an, häufiges schlucken fördert den Druckausgleich.
- Nasenballonübungen: Mit einem speziellen Ballon (fragen Sie in der Apotheke nach) durch die Nase Luft hineinpressen – besonders wirksam bei Kindern.
Diese Übungen können mehrmals täglich wiederholt werden und bringen oft schnell Besserung.
Wichtig: Diese Übungen dürfen nicht bei akuten Entzündungen oder Schmerzen durchgeführt werden.
Kann ich mit einem Paukenerguss fliegen?
Das Fliegen mit Paukenerguss kann unangenehm und sogar schmerzhaft sein, da der Druckausgleich erschwert ist. Bei einem geplanten Flug sollten Sie unbedingt vorab ärztlichen Rat einholen, um Schäden am Trommelfell und bleibenden Hörverlust zu vermeiden. Tipps für den Flug:
- Abschwellendes Nasenspray 30 Minuten vor Start und Landung
- Druckausgleichsübungen während des Flugs
- Gehörschutz zum Fliegen verwenden
- Wenn möglich: Flug verschieben, bis der Paukenerguss abgeklungen ist
Quellen
9 besorgniserregende Anzeichen für Schwerhörigkeit
Mittelohrentzündung (Otitis media) – Ursachen, Symptome und Behandlung
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