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Das Baby kommt! Endlich! Sie sind auf dem Weg ins Krankenhaus, spüren die Wehen und eine Welle von Gefühlen überkommt Sie: Angst, Aufregung, Vorfreude... Sie wissen, dass Sie Ihr Baby bald endlich kennenlernen und in den Armen halten dürfen. Was Sie nicht wissen ist, wie der Wirbelwind der Säuglingspflege aussieht, nachdem Ihr kleiner Wonneproppen das Licht der Welt erblickt hat. Nach neun Monaten im Bauch der Mutter kommt Ihr Kind perfekt und voller Potenzial auf die Welt. Direkt nach der Geburt führen die Ärztinnen und Ärzte sowie Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger eine Vielzahl von Untersuchungen durch, um sicherzustellen, dass Ihr Baby von Kopf bis Fuß gesund ist.

Von: Dr. Ruth Reisman



Die Forschung zeigt, dass frischgebackene Mütter oft nicht wissen, welche Tests tatsächlich durchgeführt werden. Das Hörscreening für Neugeborene ist da keine Ausnahme (Jato et al., 2018). Nur 6,3 % der Mütter wussten von den Tests und dem Potenzial für Hörverlust bei Neugeborenen. Die Mehrheit dieser Mütter hatte zuvor ein Baby mit einem ärztlich diagnostizierten Hörverlust gestillt.

Warum ist ein Hörtest bei Neugeborenen wichtig?

Es ist gut erforscht, dass das Alter zwischen 0 und 5 Jahren kritisch für die Sprachentwicklung bei Kindern ist. Wenn in diesem Zeitraum wichtige sprachliche Meilensteine verpasst werden, besteht für das Kind das Risiko von Sprachstörungen, abnormaler sozialer Entwicklung und Lernschwierigkeiten im späteren Leben (Shearer et al., 2019). Wenn Ihr Kind dauerhaft oder vorrübergehend nicht gut hören kann, führt das zu inkonsistenten Sprachreizen, die an das Gehirn gesendet werden. So können die wichtigen neuronalen Bahnen für eine normale Sprachentwicklung nicht verstärkt werden. Aus diesem Grund ist die Untersuchung des Gehörs von Neugeborenen zu einem weithin akzeptierten Standardverfahren bei der Erstversorgung von Neugeborenen geworden. Es wird empfohlen, dass Kinder im Alter von einem Monat auf Hörverluste untersucht, im Alter von drei Monaten diagnostiziert und im Alter von sechs Monaten behandelt werden, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Untersuchungen zeigen, dass inzwischen 98,2 % der Neugeborenen auf ihr Gehör untersucht werden.

Wie werden Neugeborene getestet?

Babys können nicht wie Erwachsene mit Kopfhörern auf Hörtests reagieren. Deshalb wurden objektive Messmethoden entwickelt, um das Hörsystem von Neugeborenen zu beurteilen. Eine systematische Überprüfung von Standards für das Hörscreening von Neugeborenen in Krankenhäusern ergab, dass die Methoden von Einrichtung zu Einrichtung unterschiedlich sind (Kanji et al., 2018). Meistens wird ein Test der otoakustischen Emissionen (OAE), eine Hirnstammaudiometrie oder eine Kombination aus beiden Testverfahren durchgeführt. 

Was bedeuten diese Tests und was sagen sie uns?

Otoakustische Emissionen sind eine physiologische Bewertung des Innenohrs. Bei diesem Test werden die Echos des Hörorgans überwacht, um die Funktion der Hörschnecke zu prüfen. Dieser Test hilft bei der Diagnose des Grads und der Art des Hörverlusts und ist besonders nützlich bei der Einschätzung des Hörverlusts in schwierigen Testsituationen, wie zum Beispiel bei Neugeborenen. Transient evozierte OAE (TE OAE) sind empfindlicher, wenn es darum geht, eine leichte Schwerhörigkeit auszuschließen. Distorsiv produzierte OAE (DP OAE) können hingegen manchmal sogar eine mittelschwere Schwerhörigkeit übersehen. 

Die Hirnstammaudiometrie ist eine physiologische Untersuchung des Hörnervs und der Hörstrukturen im Hirnstamm. Sie kann bei der Differenzialdiagnose von Zysten oder Tumoren auf oder in der neuralen Hörbahn helfen. Die Hirnstammaudiometrie wird auch zur Abschätzung des Hörniveaus bei schwer zu testenden oder unzuverlässigen Patientinnen und Patienten verwendet. Mithilfe von oberflächlichen Elektroden, die auf der Haut und an den Ohren angebracht werden, werden die Potenziale der Hörbahn überwacht, so dass bei Neugeborenen sogar eine leichte Schwerhörigkeit ausgeschlossen werden kann.

Was geschieht, wenn ein Neugeborenes das Hörscreening nicht besteht?

Wenn Ihr Neugeborenes das Hörscreening nicht beim ersten Versuch besteht, werden normalerweise weitere Maßnahmen ergriffen:
  1. Ein erneutes Screening vor der Entlassung. Das Krankenhaus wendet entweder dieselbe oder eine andere Screening-Methode an, um zu sehen, ob sie zu einem anderen Ergebnis führt. 
  2. Beratung. Wenn der Hörtest Ihres Babys vor der Entlassung nicht zufriedenstellend ausfällt, wird das Personal die Eltern darüber aufklären, was das für ihr Kind bedeutet. Neugeborene zeigen oft verfälschte Ergebnisse, wenn etwas Geburtsflüssigkeit im Gehörgang zurückbleibt. Das kommt häufig vor, aber die Eltern werden auch dazu aufgefordert, weitere Untersuchungen durchzuführen, um einen Hörverlust auszuschließen.
  3. Überweisung. Die Eltern werden innerhalb eines Monats nach der Entlassung für ein erneutes Screening an eine HNO-Ärztin oder einen HNO-Arzt bzw. an eine Kinderärztin oder einen Kinderarzt überwiesen.
  4. Beobachtung. Von den Eltern wird erwartet, dass sie die Nachsorge für das Gehör ihres Babys gewissenhaft fortsetzen.
  5. Berichterstattung. Krankenhäuser und Einrichtungen für das Neugeborenen-Screening sind verpflichtet, die Ergebnisse an den Staat zu melden. So wird die Anzahl der Neugeborenen mit Hörverlust, die auf Nachsorge angewiesen sind, erfasst. 

Was passiert, wenn mein Baby den Hörtest auch beim zweiten Mal nicht besteht?

Neugeborene zu testen ist normalerweise ein schöner Prozess, vor allem, wenn besorgte Eltern beruhigt werden können, dass alles in Ordnung ist. Aber was passiert, wenn das Baby den Test nicht besteht? Nach einem schlechten Hörscreening mit den Eltern zu sprechen, ist der schwierigste Teil meiner Arbeit als Ärztin. Obwohl ich den Eltern versichern kann, dass alles in Ordnung sein wird, sehe ich die zunehmende Beunruhigung in ihren Augen, wenn sie hören, dass der Test zum zweiten Mal schlecht ausgefallen ist. Dann wird der Test nach zwei bis vier Wochen wiederholt. Sollten weiterhin Probleme auftreten, ist eine vollständige Hörprüfung erforderlich. 

Wie sieht eine vollständige Untersuchung aus?

Säuglinge können nicht wie ältere Kinder und Erwachsene subjektive Antworten geben, daher müssen objektive Messungen vorgenommen werden. Die beiden Methoden zur Messung des Hörvermögens von Säuglingen sind der Hirnstamm-Hörschwellentest und der FAEP- Test für frühe akustisch evozierte Potentiale, bei dem die Hörschwellen bei 0,5, 1,2 und 4 kHz gleichzeitig gemessen werden. Bei diesen Tests handelt es sich um objektive Messungen des Hörnervs, die in einem Audiogramm in Hörschwellenwerte umgesetzt werden.

Was sind die Ursachen für eine Hörminderung bei Neugeborenen?

Es gibt viele Ursachen für eine Hörminderung bei Neugeborenen, die sich nach Grad, Ausprägung und Ursache unterscheiden.  Die häufigsten Ursachen für einen Hörverlust bei Neugeborenen sind Flüssigkeit im Gehörgang, die oft nur vorübergehend auftritt, und genetisch bedingter Hörverlust, der in der Regel dauerhaft ist. Andere Ursachen sind Hörverluste infolge von Krankheiten der Mutter oder der Einnahme von ototoxischen Substanzen während der Schwangerschaft. Die meisten Mütter sind sich nicht bewusst, dass die Einnahme von Medikamenten ein Risiko für ihr ungeborenes Kind darstellen kann (Jato et al., 2018).

Was können Eltern tun?

Bei der Betreuung von Neugeborenen mit Hörverlust, ist es wichtig so früh wie möglich zu handeln. Wenn die empfohlenen Richtlinien befolgt werden, das heißt, wenn ein erneutes Screening nach einem Monat, eine Diagnose nach drei Monaten und eine Intervention nach sechs Monaten erfolgt, hat Ihr Kind die besten Chancen auf eine normale Sprach-, Sprech- und Verhaltensentwicklung. In manchen Fällen kann der Hörverlust mit Medikamenten oder chirurgischen Eingriffen behandelt werden. Manchmal benötigt Ihr Liebling aber auch Hörgeräte und eine Sprachtherapie, um gut zu hören. Für Eltern hörgeschädigter Kinder gibt es zahlreiche Anlaufstellen, zum Beispiel Selbsthilfegruppen. Fragen Sie Ihre Kinderärztin bzw. Ihren Kinderarzt oder Ihre HNO-Ärztin bzw. Ihren HNO-Arzt nach Kontakten und Empfehlungen.

Was Fachleute wissen sollten

Die Diagnose einer Hörminderung bei einem Neugeborenen kann eine große Herausforderung sein, vor allem im Umgang mit den Gefühlen der Eltern:
 
  1. Schock
    • Wut, Panik, Verlustgefühl
  2. Erkenntnis
    • Einsicht, dass sich die Situation nicht ändern wird
    • Führt zu Angstzuständen, Schlafmangel, Depressionen, Ablehnung von ärztlichen Empfehlungen
  3. Rückzug
    • Wunsch, der Situation zu entgehen
    • Therapieziele werden nicht eingehalten
  4. Akzeptanz
    • Akzeptieren, dass die Behinderung da ist
    • Wird oft als religiöse Strafe (negativ) oder als Herausforderung (positiv) angesehen
  5. Schuldgefühle
    • Eltern können sich für die Behinderung verantwortlich fühlen
    • Führt zu übermäßiger Liebe/ Überbehütung
    • Rückzug

Was ist das Ziel?

Ziel ist es, der Familie zu helfen, ihre Emotionen zu verarbeiten. Nur so wird das Kind so schnell wie möglich behandelt, was im Säuglingsalter kritisch ist. Bieten Sie den Eltern ausreichende Informationen und Unterstützung an, um Ihnen zu helfen mit ihren Gefühlen umzugehen und für ihr Kind zu sorgen. 

Quellen

Mercy E. Jatto1 , Segun A. Ogunkeyede1, 2, Adebolajo A. Adeyemo,1, 3 Kazeem Adeagbo1 and Orinami Saiki1 Ghana. Mothers’ perspectives of newborn hearing screening program. Med J 2018; 52(3): 158-162 doi: https://www.ajol.info/index.php/gmj/article/view/181308
 
Amisha Kanji, Katijah Khoza-Shangase, Nomfundo Monroe,
Newborn hearing screening protocols and their outcomes: A systematic review,
International Journal of Pediatric Otorhinolaryngology, Volume 115, 2018, Pages 104-109, ISSN 0165-5876,
https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0165587618304816?via%3Dihub

Shearer, A.E., Shen, J., Amr, S. et al. A proposal for comprehensive newborn hearing screening to improve identification of deaf and hard-of-hearing children. Genet Med 21, 2614–2630 (2019). https://www.gimjournal.org/article/S1098-3600(21)01081-9/fulltext
Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Schulungs- und Informationszwecken. Diese Informationen sind kein Ersatz für eine professionelle medizinische Beratung. Wenn Sie Fragen bezüglich Ihrer Gesundheit haben, sollten Sie sich immer an  eine Ärztin, einen  Arzt oder eine andere medizinische Fachkraft wenden.  

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