Gleichgewichtsorgan: Wie wir die Balance halten

Gleichgewichtsorgan: Wie wir die Balance halten
5 Min.
Erscheinungsdatum: 21. März 2021
Datum der letzten Überarbeitung: 12. August 2024
Ein Moment der Unachtsamkeit – und schon schwankt der Boden. Was für viele nur ein kurzer Schwindel ist, kann für andere zum täglichen Begleiter werden. Unser Gleichgewichtssinn hält uns „im Leben aufrecht“ … Er ermöglicht sicheres Gehen, Stehen und sogar Tanzen. Dass all das im winzigen Innenohr beginnt, ist eine der faszinierenden Leistungen unseres Körpers. Dieser Artikel erklärt, wie das Gleichgewichtsorgan funktioniert, wie Hör- und Gleichgewichtssinn zusammenhängen, welche Störungen häufig auftreten – und wie Sie Ihr Gleichgewicht aktiv trainieren können.

Das Wichtigste auf einen Blick
- Das Gleichgewichtsorgan im Innenohr ist das Steuerzentrum unserer Balance.
- Es erkennt jede Kopfbewegung, Drehung und Beschleunigung.
- Störungen führen zu Schwindel, Unsicherheit oder Tinnitus.
- Training und Früherkennung schützen die Gleichgewichtsfunktion – und fördern Lebensqualität bis ins hohe Alter.

Was macht den Gleichgewichtssinn so wichtig?
Balance ist mehr als körperliche Stabilität – sie bedeutet Selbstständigkeit, Orientierung und Lebensfreude. Ohne ein funktionierendes Gleichgewicht verlieren wir buchstäblich den Boden unter den Füßen. Besonders im Alter wird der Gleichgewichtssinn zu einem entscheidenden Faktor für Sicherheit und Mobilität.5
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) weist darauf hin, dass Stürze zu den häufigsten Unfallursachen bei Menschen über 65 gehören.1 Dabei lassen sich viele dieser Ereignisse vermeiden – durch frühzeitige Hör- und Gleichgewichtstests sowie gezieltes Training. Denn gutes Hören und gutes Gleichgewicht sind eng miteinander verbunden: Beide beruhen auf feinsten Sinneszellen im Innenohr, die gemeinsam Bewegungen und Schallwellen registrieren.
Welche Rolle spielt das Gleichgewichtsorgan für den Gleichgewichtssinn?
Im Innenohr, direkt neben der Hörschnecke (Cochlea), liegt das so genannte Vestibularorgan – unser Gleichgewichtsorgan. Es besteht aus mehreren fein abgestimmten Strukturen:
- Drei Bogengänge, die aufeinander im rechten Winkel stehen, registrieren Drehbewegungen des Kopfes.
- Utriculus und Sacculus (auch „Otolithenorgane“ genannt) messen lineare Beschleunigungen und die Lage des Kopfes.
- Eine Flüssigkeit namens Endolymphe bewegt sich bei jeder Kopfbewegung und stimuliert die feinen Sinneshärchen (Haarzellen).
Diese Haarzellen wandeln die Bewegung in elektrische Signale um, die über den Gleichgewichtsnerv (Nervus vestibularis) zum Gehirn gelangen. Dort werden sie mit Informationen aus Augen, Muskeln und Gelenken verglichen. Das Zusammenspiel ergibt unser Gefühl von Stabilität – den Gleichgewichtssinn.
Das Corti-Organ, das für das Hören zuständig ist, liegt in unmittelbarer Nähe. Daher können Erkrankungen des Innenohrs sowohl das Hören als auch das Gleichgewicht betreffen – etwa bei Morbus Menière oder Entzündungen des Innenohrs.
Wie hängt das Vestibularorgan mit dem restlichen Körper zusammen?
Welche Störungen und Erkrankungen des Gleichgewichtsorgans gibt es?
Das Vestibularsystem ist empfindlich – schon kleine Reizstörungen können Schwindel auslösen. Zu den häufigsten Ursachen gehören:
- Gutartiger Lagerungsschwindel: Winzige Kristalle (Otolithen) lösen sich aus dem Utriculus und reizen Sinneszellen in den Bogengängen. Betroffene erleben kurze, aber heftige Drehschwindelattacken – vor allem beim Hinlegen oder Aufstehen. Die gute Nachricht: Mit speziellen Lagerungsübungen (z. B. Epley-Manöver) lässt sich das meist rasch beheben.
- Vestibuläre Neuritis: Eine Entzündung des Gleichgewichtsnervs verursacht plötzlichen, starken Schwindel mit Übelkeit.4 Häufige Folge von Virusinfekten, klingt in den meisten Fällen nach Tagen bis Wochen ab.
- Morbus Menière: Eine chronische Erkrankung des Innenohrs, bei der sich zu viel Endolymphe ansammelt. Sie führt zu wiederkehrenden Schwindelanfällen, Hörverlust und Ohrgeräuschen (Tinnitus).
- Altersbedingter Gleichgewichtsschwund (Presbyvestibulopathie): Mit zunehmendem Alter verlieren Sinneszellen im Innenohr an Empfindlichkeit. Das Gehirn braucht länger, um Bewegungsimpulse zu verarbeiten – Unsicherheit beim Gehen, besonders im Dunkeln, ist die Folge.
- Medikamentenbedingte Gleichgewichtsstörungen: Einige Antibiotika oder Entzündungshemmer können die Haarzellen im Innenohr schädigen. Schwindel nach Medikamenteneinnahme sollte immer ärztlich abgeklärt werden.
Nicht immer liegt die Ursache im Ohr: Schwindel kann auch entstehen, wenn das Gleichgewichtssystem zwar intakt ist, der Körper aber anderweitig aus dem Gleichgewicht gerät.
Häufige Auslöser außerhalb des Innenohrs sind:
- Flüssigkeitsmangel oder zu wenig Salz im Blut, etwa an heißen Tagen
- Hitzschlag oder Sonnenstich, die das Nervensystem vorübergehend überfordern
- Kreislauf- und Stoffwechselstörungen, z. B. bei Diabetes oder stark schwankendem Blutdruck
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzrhythmusstörungen oder Durchblutungsprobleme im Gehirn
- Neurologische Erkrankungen wie Parkinson, Multiple Sklerose oder Demenz
- Kopfverletzungen oder Gehirnerschütterungen
- Bestimmte Medikamente, etwa manche Herzmittel oder Psychopharmaka
Bei anhaltendem Schwindel oder Gangunsicherheit empfiehlt sich ein Besuch bei Ihrer HNO-Ärztin oder Ihrem HNO-Arzt oder eine kostenlose Hörmessung bei Hansaton.
Kann man das Gleichgewicht trainieren?
Ja – und wie! Der Gleichgewichtssinn bleibt das ganze Leben lang trainierbar, weil das Gehirn seine Reize laufend neu verknüpfen kann. Selbst wer schon unter Schwindel leidet, kann mit gezielten Übungen und gesunden Gewohnheiten spürbare Verbesserungen erreichen. Schon wenige Minuten täglich machen den Unterschied:
- Balancetraining: Stehen Sie auf einem Bein, halten Sie sich anfangs leicht fest. Variieren Sie die Übung mit geschlossenen Augen oder einer weichen Unterlage. Das stärkt die Tiefenmuskulatur und den Vestibularreiz.
- Bewegung an der frischen Luft: Spaziergänge auf unebenem Gelände oder Nordic Walking aktivieren mehrere Sinne gleichzeitig: visuelle Wahrnehmung, Muskeln und das Gleichgewichtsorgan.
- Tanz & Yoga: Rhythmus, Bewegung und Koordination verbessern die Verknüpfung von Auge, Innenohr und Muskulatur. Studien zeigen2, dass Tanzprogramme bei älteren Erwachsenen die Gleichgewichtskontrolle deutlich verbessern.
- Physiotherapeutisches Training: Bei länger anhaltendem Schwindel kann ein gezieltes Vestibulartraining helfen. Dabei werden kontrollierte Kopfbewegungen geübt, um das Gleichgewichtssystem neu zu kalibrieren.
Gesund bleiben heißt: Balance im Alltag finden
Mit zunehmendem Alter reagiert der Gleichgewichtssinn langsamer auf Bewegungen und die Durchblutung des Innenohrs kann nachlassen. Das ist ein natürlicher Prozess – aber kein Grund, ihn einfach hinzunehmen. Wer seine Balance erhalten möchte, kann selbst viel tun:
- Ausreichend trinken, um Kreislauf und Innenohr mit Flüssigkeit zu versorgen
- Regelmäßig schlafen und auf Erholung achten
- Ausgewogen essen, vitamin- und mineralstoffreich
- Täglich bewegen, aber Überanstrengung vermeiden
- Herz- und Stoffwechselerkrankungen gut einstellen lassen
- Alkohol nur in kleinen Mengen genießen
- Stress reduzieren und Pausen in den Alltag einbauen
Tipp
So fördern Sie Ihr Gleichgewicht im Alltag
- Schuhe mit rutschfester Sohle tragen
- Beim Aufstehen kurz innehalten, bevor Sie losgehen
- Treppensteigen statt Aufzug – regelmäßig kleine Balance-Herausforderungen und Alltagsreize halten das Gehirn wach
- Jährlich einmal: Hör- und Gleichgewichtskontrolle

Fazit: Gleichgewicht ist trainierbar – und hörbar
Das Gleichgewicht ist kein starres System, sondern eine fein abgestimmte Zusammenarbeit aus Ohr, Auge, Muskeln und Gehirn. Besonders das Innenohr spielt dabei eine zentrale Rolle: Es verbindet unser Hören mit der Körperbalance – zwei Sinne, die gemeinsam über Sicherheit und Lebensqualität entscheiden.
Wer frühzeitig reagiert, regelmäßig trainiert und Veränderungen im Hör- oder Gleichgewichtsgefühl ernst nimmt, bleibt länger aktiv und unabhängig. Wir bei Hansaton unterstützen wir Sie mit kostenlosen Hörmessungen samt persönlicher und professioneller Beratung durch unsere Hörakustikerinnen und Hörakustiker.
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